wirksame Organisationen brauchen Offenheit

Spricht man mit erfahrenen Gründern und Kennern der Startup-Szene über die größten Fehler, die man als Gründer machen kann, so hört man immer wieder: „Die eigene Idee geheim halten, nicht darüber sprechen, Offenheit vermeiden!“

Erfolgreiche Alternativen zur Abschottung zeigen aktuelle Ansätze und Schlagwörter wie Open Innovation, Co-Creation, Crowdsourcing und Crowdfunding sowie der Trend zu Open Source, Creative Commons und zur Plattformökonomie oder Share Economy. So laufen beispielsweise die Systeme eines erfolgreichen Videostreaming-Dienstes auf den Cloud-Servern eines direkten Konkurrenten.

Wirksame Organisationen betrachten die Welt außerhalb des Unternehmens nicht nur als Lieferant, Kunde oder Konkurrenz, sondern integrieren sie situativ in unterschiedlichen Rollen in die eigene Wertschöpfung: von der Idee über die Umsetzung bis hin zu Werbung (Social Media) und Verkauf (Affiliate Programme).

Gleiches gilt auch innerhalb des eigenen Unternehmens:

Abschottung ist toxisch! Innovationen halten sich nicht an Abteilungsgrenzen, neue Geschäftsmodelle brauchen zur Wertschöpfung offene Formen der Zusammenarbeit.

Eine bewährte Möglichkeit, diese interne Abschottung aufzubrechen, sind Projekte – Projekte sind per Definition eine Form der Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg.

Offen sein ist vor allem Haltung: Es bedeutet, sich einzugestehen, dass man unter steigender Komplexität und Dynamik nicht alles planen und kontrollieren kann. Erst dann wird der Zufall zur Chance statt zur Gefahr. Erst dann werden Partner sich mit ihren Ideen und Unterschieden wirklich engagieren und einbringen.

Offenheit braucht ein Mindestmaß an Vertrauen – umgekehrt sind Offenheit und Transparenz Voraussetzungen für Vertrauen!

Wenn ein Team hinter verschlossenen Türen arbeitet und niemand sehen kann, was dort passiert, entstehen in den Köpfen der nicht Beteiligten zwangsläufig eigene Vorstellungen, Mutmaßungen und Misstrauen. Auf der anderen Seite ist die verschlossene Tür oft ein Schutzmechanismus, also ebenfalls ein Ausdruck von Misstrauen: Man befürchtet, von den anderen gestört, nicht verstanden oder gar hintergangen zu werden.
So entsteht eine Misstrauensspirale: Kontrollen wie regelmäßige Statusberichte werden eingeführt. Damit bindet man auf der anderen Seite allerdings nur Energie in nicht wertschöpfenden Tätigkeiten, denn diese wird versuchen, trotz der Berichterstattung möglichst wenig offen preiszugeben. Offenheit und Transparenz verhindern dagegen dieses gefährliche “Kopfkino”.

Hat sich bereits ein Klima des gegenseitigen Misstrauens verfestigt, braucht es vor allem Mut, um die sich selbst verstärkende Misstrauensspirale zu durchbrechen. Dies gelingt durch einen einseitigen, bedingungslosen Vertrauensvorschuss: Eine Seite fängt ohne Bedingungen an, Transparenz zu schaffen, Vertrauen zu schenken, Verantwortung zu delegieren, auf Kontrollen zu verzichten etc. Dies kann in kleinen, vorsichtigen Schritten erfolgen und nach und nach – bei wachsendem gegenseitigen Vertrauen – ausgeweitet werden.

Die Hirnforschung zeigt, dass faires Verhalten schnell zu unterbewusstem Vertrauen führt. Genauso schnell führt jedoch unfaires Verhalten zum Verlust des Vertrauens – hier ist es wichtig, bewusst eine zweite Chance zu geben, also ein zweites Mal einen Vertrauensvorschuss einzuräumen, auch wenn der erste Scheck nicht eingelöst wurde, und dies auch transparent zu machen. Wenn Ihr Vertrauen trotzdem wieder ausgenutzt wird, dann scheinen die Voraussetzungen für eine vertrauensvolle Kooperation nicht gegeben zu sein.

Die Herausforderung liegt vor allem darin, die Furcht vor der Öffnung abzulegen: Wie viel kann ich von mir preisgeben, ohne mich selbst verwundbar zu machen? Das geht nicht von Null auf Hundert sondern ist ein schrittweiser Prozess. Aber es lohnt sich, den ersten Schritt zu tun!

Dieser Text ist ein Auszug aus #PM2025 Projekte.Gut.Machen von Heiko Bartlog und mir.

Buchcover pm2025

1 Kommentar zu „wirksame Organisationen brauchen Offenheit“

  1. Lieber Olaf, der Kommentar heißt volle Zustimmung – man muss diese Aspekte immer wieder verdeutlichen, sozialisiert sind wir ja eher auf Vorsicht und wenn schon Offenheit, dann strategisch und kontrolliert. Obwohl jeder weiß, dass in sozialen Systemen das einmal weitergebene Geheimnis zur schnellsten Verbreitung führt.

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