Generation Y als Chef? – ja bitte!

„Generation Weichei“, faul, narzisstisch, Freizeitoptimierer und natürlich das böse Wort von Zombie, selten ist eine Generation so hart rangenommen worden, wie die Generation Y, die jetzt gerade die freiwerdenen Stühle in unseren Unternehmen besetzt.

Ich verstehe diese Sicht überhaupt nicht, denn das Verhalten der Generation Y ist doch klug, sinnvoll und mit der notwendigen Portion seemännischen Gelassenheit ausgestattet – einfach klasse finde ich.

In eine Arbeitswelt hineingeboren, die durch Trendbrüche, Finanzkrise, Ungewissheit und steigende Komplexität gekennzeichent ist, haben sie gelernt zu sondieren, in Alternativen zu denken und sich vorzutasten, statt den einzig wahren Weg konsequent (in die nächste Sackgasse) zu gehen.

Ich finde, die Titulierungen, die die derzeit an den Schaltstellen Sitzenden für die Generation Y finden, sagen viel mehr über die selbstbezogene Eitelkeit der Clubs aus, die die Titel vergeben, als über die Yer selbst. Drei fallen mir da besonders auf:

  • der Professoren- Club, in dem Sit-Ins und Straßen-Blockaden wohl immer noch für die Hochämter der gesellschaftlichen Veränderung  gehalten werden. Logisch, dass sich da über die Angepasstheit der OK- Studierenden (Florin) beklagt wird, die als Generation Praktikum gelernt haben, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
  • der Manager- Club der alten, weißen Männer (Sattelberger), der tagtäglich seinen Heldenkampf um Marktanteile und Zielerreichungsquoten kämpft und glaubt Frauenquoten seien ein Erfolg der Gleichberechtigung. Logisch, dass sich da über fehlenden Biss und mangelnden Einsatz „über das Übliche hinaus“ bei Potentialträgern beklagt wird.
  • der Staats- Club, der bei jeder neuen Weggabelung nach kollektiven Versorgungslösungen ruft, um nicht selbst entscheiden und ins Risiko gehen zu müssen. Logisch, dass sich da über die Y- „Egotaktiker“ (Hurrelmann) beklagt wird, die sich Ihrer Wünsche und Bedürfnisse bewusst sind und für sich sorgen können.

Ich freue mich auf die Zeit, wenn die Generation Y in Führung geht und das Steuer in den Organisationen in die Hand nimmt. Wach und kooperationsbereit jonglieren sie mit unterschiedlichen Interessen, navigieren auf Sicht und bringen die Organisation Schritt für Schritt voran…

Das klingt sicher nicht so grandios wie die derzeit vorherrschenden Management Ideologien, aber hat eine Menge praktische Vernunft in sich. Statt sich in unnützen Spiegelfechtereien unter Alpha Tieren über den „richtigen Weg“ zu verschleißen, leuchten sie lieber die Alternativen an der nächsten Weggabelung aus und bilden Koalitionen der Willigen auf Zeit.
Das ist vielleicht nicht der große Wurf, aber ressourcenschonend, klug und nachhaltig – so sieht echter Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen aus, liebe Aktivisten aus der Generation X!

8 Kommentare zu „Generation Y als Chef? – ja bitte!“

  1. Der Beitrag ist am 30.09. verändert und ein sehr peinlicher Schreibpfähläer korrigiert worden. Vielen Dank an zahlreiche aufmerksame Lotsenblogleser für den schnellen Hinweis.

  2. Vielen Dank für diesen schönen Artikel. Als Generation-Y`ler auf dem Weg in die Führung kann ich dem nur zustimmen. Mit den drei elitären Clubs bin ich auch schon in Berührung gekommen.

  3. Hallo Herr Hinz,
    ich finde es sehr erfrischend, mal die positiven Eigenschaften der kommenden Führungsgeneration zu beleuchten. Diese können in unternehmenerischen Veränderungsprozessen sehr hilfreich sein.

    Herzlichen Gruss
    Kerstin Kamphaus

  4. Danke Frau Kamphaus – ich finde nämlich auch, dass die Anpasungsleistung der Jungen viel zu wenig gewürdigt und als Kompetenz genutzt wird. So gesehen wäre die Generation Y ein Beispiel für gelungene Evolution…

  5. und wie war die Berührung, Sebastian?
    Wenn ich solche Situationen beobachten darf, erlebe ich leider oft mehr Abgrenzung und Selbstreferenz als Interesse am anderen und echtes Fragen. Schade, denn gerade dann gäb es etwas zu lernen…

  6. Ann-Kathrin Herrmann

    Lieber Herr Hinz,
    vielen Dank für diese Sichtweise. Ich bin stolz auf die Generation Y: Möge sie mehr gesunde und anerkannte Work-Life-Balance und weniger Burn-Outs in unsere Büros bringen.

  7. Vielen Dank für diesen herrlichen Artikel. Auch ich freue mich auf die Generation Y. Insbesondere, dass diese Generation die Sinnhaftigkeit unseres täglichen (beruflichen) Tuns in Frage stellen wird. Die Konzentration auf die eigenen Stärken und deren optimaler Einsatz, um eine erfüllende Job-Freizeit-Banalce zu erhalten, wird bald selbstverständlich werden. Zum Wohle aller Business-Beteiligten.

    Ich freue mich auf Ihre weiteren Artikel.

    Herzliche Grüße
    Carsten Seiffert
    http://unternehmerstaerken.de

  8. Viele schreiben über die „Generation Y“. Dabei deutet vieles darauf hin, dass die eher ein Phantasieprodukt ist. Auf einer ISWA-Tagung hat es endlich mal ein Referent ausgesprochen: Es gibt keinerlei soziologische Erkenntnisse dafür, dass es eine neue Generation mit den „Y“ zugeschriebenen Eigenschaften gibt!

    Vielleicht ist es einfach so, dass in Zeiten, in denen sich eher die Angestellten das Unternehmen aussuchen können als umgekehrt, die Bedürfnisse artikuliert werden, die bei vielen schon immer da waren. Als jemand, der der Generation der Baby-Boomer zugerechnet wird, hatte ich trotzdem schon immer die Ansprüche an meine Arbeit, wie sie der Generation Y zugeschrieben werden. Vielleicht gehörte ich aber zu der Minderheit, die das Privileg hatte, so was schon immer realisieren zu können.

    Übrigens: Wir sollten, egal ob wir an eine neue Generation oder nur an neue Möglichkeiten von Beschäftigten glauben, auch einmal darüber nachdenken, für welche Milieus die der Generation Y zugeschriebenen Erwartungen gelten – z. B. ob wir sie eher in Kreisen von Akademiker/innen (und solchen, die es vielleicht mal werden) oder auch da wo`s dreckig ist finden, etwa in der Kfz.-Werkstatt oder auf dem Müllfahrzeug. Vielleicht betrachtet da ja unsereins i. W. unsereins?!

    Abgesehen davon, WARUM die Erwartungen der Beschäftigten sich ändern: DASS sich mit den geänderten Haltungen auch die Führungskräfte ändern und ändern müssen dürfte feststehen und ist auch aus meiner Sicht absolut positiv zu sehen. Ansonsten gilt die Aussage von Sprenger, dass Mitarbeiter/innen zu unternehmen kommen und irgendwann ihre Führungskraft verlassen.

    Viele Grüße
    Jürgen Meereis
    Osterberg-Institut

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