Gestern Abend ist ein Führungskräfte-Workshop, den ich hätte moderieren sollen, wegen des aktuellen Bahnstreiks abgesagt worden. Das hat mich dazu gebracht, mich an meine Erfahrungen bei einer Konfliktlösung als Moderator, Vermittler und Unterstützer einer Schlichtung zurück zu erinnern.
Eines ist mir da vor allem in Erinnerung: die Schwierigkeit, einen „Burgfrieden“ als gute Beendigung eines Konfliktes anzusehen.
Natürlich ist eine freiwillige win to win Lösung oder eine Konfliktregelung, die einen stabilen Kompromiss ergibt, die bevorzugte Lösung. Aber in „heiß gelaufenen“ Situationen, in denen es im Frühstadium nicht gelang, gut zu verhandeln, geht es oft nur noch darum, einen chronischen Konflikt bzw. das Ausheben von Schützengräben zu verhindern.
Und da kommt der Burgfrieden ins Spiel, d.h. die Rückführung eines Konfliktes in das Stadium der bewussten, aber nicht geäußerten Gegensätze. Meist wird der Burgfriede durch die Hierarchie angeordnet („ich will das nicht mehr hören“) oder die Parteien schießen eine Stillhalte- Übereinkunft, weil sie bei weiterer Eskalation sehr negative Folgen für sich selbst befürchten. Da ist ein Burgfrieden meist die bessere der jetzt noch gebliebenen Alternativen.
Übrigens habe ich einen diziplinierenden Effekt des Burgfriedens beobachten können. Oft, wenn ich mit den Konflikt- Parteien das Aussehen und die Folgen eines Burgfriedens skizziert habe, wuchs der Wunsch, doch zu einer Konfliktlösung zurück zu kommen.
Also wenn jemand von der Bahn oder GDL diesen Lotsenblog liest: ich hätte Zeit, bei mir ist gerade ein Tag frei geworden….