von Übervätern und obersten Sachbearbeitern

Nahezu alle erfolgskritischen Innovations- oder Reorganisationsprozesse in Unternehmen werden nach einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement in Projektform abgewickelt. Der „normalen“ hierarchischen Organisation werden diese zentralen Aufgaben wohl immer weniger zugetraut! Auf der anderen Seite wird aber auf ein effizientes Management dieser Projekte kaum Wert gelegt. Seriöse Quellen schätzen die Wertschöpfungsverluste durch unprofessionelles Projektmanagement in deutschen Unternehmen auf dreistellige Milliardenbeträge.

Aus meiner Sicht liegt dies oft auch an den unscharfen Rollen und Verantwortlichkeiten in Projekten: Da wird der Entwicklungsingenieur mit der Projektierung seiner persönlichen Idee beauftragt und muss sich nun mit den Rückfragen aus der kaufmännischen Abteilung und den –aus seiner Sicht völlig unberechtigten– Zweifeln über die Machbarkeit aus der Produktion herumschlagen. Da ist es verständlich, dass er zum obersten Bearbeiter seiner Sache wird und das Projekt lieber im stillen Kämmerlein so lange vorantreibt, bis das völlig vom Marktbedürfnis entkoppelt ist.
Dabei wäre Abhilfe nicht unmöglich, wenn nur die notwendigen Rollen im Projekt klar eingehalten werden. In meinen Publikationen und Trainings erläutere ich anhand meines PM-Dreiecks, welches Verhalten Projektmanager, -mitarbeiter und -auftraggeber an den Tag legen sollten, damit Projektmanagement erfolgreich ist.

Die Praxis zeigt: Auftraggeber tendieren immer noch oft dazu, direkt in die Projektarbeit einzugreifen, um quasi als „Übervater“ nach dem rechten zu schauen: menschlich zwar verständlich, aber sachlich nicht entschuldbar. Die Projektteammitglieder wissen dann kaum noch, wessen Aufträgen sie folgen sollen: dem Projektleiter oder dem Auftraggeber. Der typische Fall, dass das Gegenteil von „gut“ „gut gemeint“ ist.
Erfolgreiche Projekte erreichen Sie nicht mit einem Projektleiter, der sich ständig in der Kunst des Multitaskings übt oder Auftraggebern, die am liebsten noch selbst an der Werkbank stehen, sondern mit klarer Verteilung der Aufgaben auf die einzelnen Mannschaftsteile des Projektschiffes.

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