Engel und Teufel

Unterschiede

Eine vorschnelle Einigung, die fehlende Berücksichtung von leise geäußerten Interessen oder die Basta Entscheidung von oben: die Liste der Kardinalfehler bzw. „Erfolgsgeheimnisse der Nicht Veränderung“ ist bekannt. Eine wichtige Quelle dieses Fehlverhaltens liegt nach meiner Beobachtung aus über 15 Jahren Organisationsberatung allerdings immer noch im Dunkeln:

Das Nicht Aushalten Können von Unterschieden!

Der Duden erklärt uns den Unterschied als etwas, worin zwei oder mehrere Dinge nicht übereinstimmen und [bewertende] Unterscheidung, Abgrenzung, also eigentlich etwas ganz alltägliches. Der professionelle Umgang mit Unterschieden ist uns verlorengegangen, weil wir sie allzuoft als eindeutige, unvereinbare Trennung nutzen – als Ende der Debatte sozusagen. Und dabei sind sie doch eigentlich genau das Gegenteil: eine Einladung zur Debatte.

Nur wer in der Lage ist, Unterschiede zu beobachten, zu benennen und sie damit produktiv zu nutzen:

  • erweitert sein (Führungs-) Repertoire, den Lösungsraum des Teams und damit die Fähigkeit der gesamten Organisation mit „Neuem“ umzugehen.
  • macht agiles Arbeiten, Protoyping, Experimente und Tests erst möglich. Denn ohne Unterschiede ist ja bereits alles -sofort- klar…
  • ermöglicht echte Verhandlungen über unterschiedliche Interessen (statt nur um Positionen zu kämpfen).
  • deckt häufig erst „den Kern des Konfliktes“ auf.
  • organisiert auf praktische Weise den so wichtigen Organisations- Wert „Zugehörigkeit“. Denn wenn deutlich wird, welche Unterschiede im Team bestehen, dann zeigt sich,
    • dass ich nicht allein mit meiner Sorge bin, ob ich in ungewissen Situationen bestehen kann.
    • dass nicht nur ich mich (manchmal) allein und fremd fühle.

Im Aufdecken und Nutzen von Unterschieden habe ich gute Erfahrungen gemacht mit

  • analogen Methoden, d.h.
  • Großgruppenformaten wie z. B. open space oder barcamp
  • dem guten alten brainstorming, wenn dort auch auf die introvertierten Denker geachtet wird (z.B. durch brainwriting)

und der Wiederbelebung

  • der Debatte nach angelsächsischer Tradition, d.h. der argumentativen Betonung von Unterschieden in Pro und Contra
  • der römischen Rhetorik, die einen klaren, nachvollziehbaren Aufbau der Debattenbeiträge ermöglicht.

Die Teams, Gruppen oder Organisationen, die die Debatte wieder entdeckt haben, machen sich immun gegen den vorzeitigen, unproduktiven (harmonischen) Gruppenkonsens. Es setzt die notwendige Differenzierung ein. Interessen können sichtbar, Spannungen ausgehalten und Konflikte produktiv bearbeitet werden.

Denn es ist doch eine Binsenweisheit: eine Organisation entwickelt sich nur dann,
wenn Gemeinsamkeiten und Unterschiede gleichermaßen thematisiert werden.

Möchten sie in ihrer Organisation die Unterschiede nutzen und die Debatte wiederbeleben? Sprechen Sie mich gern unter lotse@www.hinz-wirkt.de an

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