Unsere Empfehlungen für den Büchersommer sind schon gute Tradition im Lotsenblog. Anders als sonst, sind diesmal auch ein paar persönliche Empfehlungen aus der Belletristik dabei…
Amy Edmondssons Konzept der psychologischen Sicherheit ist nicht nur lesenswert, sondern auch sehr hilfreich, wenn eine wirksame Transformation geplant ist. Es steht in der guten Tradition der Change Modell, die „Polarität“ als Kern haben (am bekanntesten ist sicher Levins „freeze-unfreeze“ Ansatz). Braucht wirksame Veränderung Angst, habe ich in einem viel beachteten Beitrag hier ja schon mal gefragt…
Trusted Advisor ist kein neues Buch, aber in Zeiten in denen Influencer, „high-ticket closer“ und work-hacker die online Kommunikation auf linkedin, XING und co. dominieren, nicht weniger aktuell. Wer wissen möchte, was in diesen ungewissen Zeiten eine wirksame Beratung ausmacht und wie man sie als Kunde erkennt, sollte bei David Maister und Kollegen einmal hineinschauen.
In deutscher Sprache kann man sich in dieses Konzept bei Giso Weyand (free pdf download) einlesen.
Ähnliches gilt für Niklas Luhmanns Beobachtungen über Vertrauen als Mechanismus zur Reduktion sozialer Komplexität. Was eine gute Unternehmenskultur ausmacht ist stark in den Fokus gerückt – hashtags wie #purpose und #mindset erscheinen überall. Wer diese Phänomene nicht nur wahrnehmen, sondern ergründen möchte, findet hier eine praktische Theorie.
The Deficit Myth ist ein neues Buch, dass die aktuelle weltwirtschaftliche Lage nicht mehr nur als der Dualität von Montetarismus und Keynesianismus analysiert. Mein Volkswirt Herz freut sich, dass es endlich mal einen neuen Ansatz in der Nationalökonomie gibt.
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Aber zu einem Büchersommer gehören ja nicht nur Fachbücher mit beruflichem Bezug. Daher habe ich auch drei Autoren aufgenommen, die sich auf meinem eReader oft finden.
Ich mag historische Romane. Daniel Wolf schildert in seinen Romanen wunderbar unterhaltend aber ohne seicht zu werden, wie man im frühen Mittelalter ums Überleben kämpft, was Reisen und Handel damals ausmachte und wie Religion allgegenwärtig war. Da bin ich doch froh im Hier und Jetzt zu leben.
Juli Zeh ist in der Zeitgeschichte unterwegs und erst auf Umwegen zur Bestseller Autorin geworden. Diese Lebenspraxis entdecke ich in ihren Büchern wieder und schätze ihre feine, ironische Beobachtungsgabe. Wer sich für die Lage der Gesellschaft und praktische Auswirkungen von Politik interessiert und auch findet, dass es einfache Lösungen doch eigentlich noch nie gab, wird hier sehr gut unterhalten.
Nele Neuhaus habe ich vor Jahren über „unter Haien“ kennen- und schätzen gelernt. Wahrscheinlich liegt das nicht nur an dem Spannungsbogen, den sie wunderbar erzeugt, sondern auch an der Selbstvergewisserung, dass ich in Frankfurt oder London nie eine glückliche Berufskarriere gehabt hätte.
Hallo Olaf,
ich bin Partner von SWF und wir haben vor Jahren schon mal bei einer Tagung gesprochen..
Amy Edmondson in Ehren, ich würde eher vom Problem chronischer Angst und Verunsicherung sprechen als Angst grundsätzlich negativ zu beschreiben. Das Thema „Angst“ vor Veränderung hat auch schon Edgar Schein beleuchtet. Ich gehe wie er davon aus, dass z.B. in erstarrten Routinen und der Gefährdung der Existenz eines Unternehmens ein gewisses Maß an Angst (i.S.v. Verunsicherung, Irritation, fundamentaler Infragestellung des Status Quo) nötig und nützlich sein kann. E. Schein vertritt die These, dass das Management die Aufgabe hat, die Angst vor der Nichtveränderung grösser zu machen als die Angst vor der Veränderung, was wohl bedeutet, sie auf konstruktive Art und Weise bearbeitbar zu machen…
Hallo Stefan,
Wo habe ich denn Angst grundsätzlich negativ beschrieben?
Das wäre nämlich ein Missverständnis. Ich teile die differenzierte Betrachtung des Phänomens Angst im Kontext von Transformationen, deshalb behandle ich in meinem Change Maker in einem zentralen Kapitel Ed’s Konzept der Lern- und Überlebensangst.
In diesem Sinne ist psychologische Sicherheit ein interessanter Ansatz, um die anxioustry of learning zu verringern, oder?