Immer wieder ist im Lotsenblog von wirksamer Führung, unentscheidbaren Entscheidungen und dem guten Umgang mit Ungewissheit die Rede. Und auch dieses Jahr gab es genug Anlässe dafür, oder?
Ambiguitätstoleranz, d.h. die Fähigkeit, Widersprüchlichkeiten, Unterschiede oder Ungewissheit wahrzunehmen und nicht gleich negativ zu bewerten, ist nötiger denn je! Je höher die Ambiguitätstoleranz ausgeprägt ist, desto eher ist man in der Lage, etwas auszuhalten, was einem auf den ersten Blick schwer verständlich oder sogar inakzeptabel erscheint.
Drei Autoren helfen mir seit Jahren, meine Ambiguitätstoleranz zu trainieren:
- Diedrich Dörner, der Experte für Entscheidungen in komplexen Situationen, der typische Verhaltensmuster der „Logik des Misslingens“ beschreibt,
- Hans Rosling, Arzt und Statistiker und sein leidenschaftliches Pladoyer für Factfullness, d.h. Entscheidungen, die auf Fakten basieren und
- Gerhard Gigerenzer, ehemaliger Direkter des Max Planck Instituts für Bildungsforschung und sein Hinweis, dass Intuition „unbewusste Intelligenz“ ist, die dem logischen Denken nicht unterlegen ist.
Wirksame Führungsentscheidungen brauchen die ganze Frau/den ganzen Mann mit allen bewussten und logischen genauso wie mit allen unbewussten und intuitiven Kompetenzen. Sie brauchen sowohl Faktenwissen als auch Bauchgefühl und die Selbstreflexion, all diese Entscheidungskompetenzen wirksam in der konkreten Situation einzusetzen.
Das alles ist herausfordernd und anspruchsvoll. Gut, wenn sie daher nicht einsam entscheiden, sondern sich in einem Team austauschen.
Das ist besser, als den Marktschreiern auf den Leim zu gehen, die aktuell ihre simplen Lösungen unter die Leute bringen wollen. Bitte pflegen sie ihre Ambiguitätstoleranz und stärken ihre Resilienz gegenüber Vereinfachern im wissenschaftlichen Diskurs, Moralisten in der gesellschaftlichen Debatte und den Evangelisten in Beratung und Management.
Lieber Olaf,
Danke für Deinen aktuellen Lotsenblog. Ich lese Deinen Lotsenblog mit Vergnügen und meist auch mit Zustimmung. Aber heute hast Du einen wunden Punkt präzise getroffen, nicht nur für Führungskräfte in Unternehmen, sondern für die gesamten in Unordnung geratenen Gesellschaften in Mitteleuropa.
Ich wünsche Dir eine erholsames und schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Bleib gesund!
Liebe grüße aus dem verschneiten Saalfelden, Klaus