Akzeptanz kommt vor Widerstand

Wer sich bei einer digitalen Transformation ab Tag 1 aktiv um Akzeptanz der Veränderung bemüht, wird später mit den unvermeidlich auftretenden Widerständen wirksam und produktiv umgehen.

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Akzeptanzmanagement und die Bearbeitung von Widerstand sind zwei unterschiedliche Konzepte im Changemanagement, die eng miteinander verknüpft sind. 

Akzeptanz von Beginn an

Jedes wirksame Change Projekt kümmert sich nicht nur um die technische Realisierung oder nur um die Möglichkeiten, die das neue (IT) Produkt bietet. Wer in der Transformation ein professionelles Vorgehen zur gezielten Förderung der Akzeptanz betreibt, wird die Menschen frühzeitig einbinden, informieren, beteiligen und Themen proaktiv adressieren, damit sie die Veränderung nicht nur hinnehmen, sondern im besten Fall aktiv unterstützen.

Gutes Akzeptanzmanagement hat nichts mit Werbung oder Projektmarketing zu tun, denn es soll der Organisation ja nichts verkauft werden. Die Entscheidung für den Case of Change „digitale Transformation“ ist meist ja schon gefallen. Das Akzeptanzmanagement beginnt danach, wenn es vier Handlungsfelder in den Blick nimmt:

  1. Nutzen
    Akzeptanz braucht die Überzeugung, dass das Neue als nützlich oder wertvoll empfunden wird.  Das Ziel der Veränderung muss sinnvoll erscheinen und darf nicht im Gegensatz zu den Werten und der Unternehmenskultur stehen. 
    Daher adressiert wirksames Akzeptanzmanagement immer die Ebene von persönlichem Nutzen und dem Nutzen für die Organisation. Die Arbeitsfrage lautet: Was haben wir/ich davon?
  2. Ähnlichkeit
    Wir sind eher bereit etwas zu akzeptieren, das uns vertraut ist oder dass wir als Fortentwicklung von etwas Bekanntem erleben. Daher ist es zentral die Herkunft der Veränderung zu erläutern und die Historie offenzulegen. Querbezüge, eingängige Sprachbilder und Vergleiche helfen, den case of change einzuordnen und als „sinnvollen nächsten Schritt“ zu begreifen.
  3. Gruppenkohäsion/ group think
    Dieses Phänomen kennen wir alle: je mehr Personen in meinem Team/ Umfeld die Transformation unterstützen, desto eher bin ich bereit, sie zu akzeptieren. Daher nutzt professionelles Akzeptanzmanagement vor allem Gruppenformate.
  4. Risikoaversion
    Auch dieses Handlungsfeld ist gut bekannt: Die meisten Menschen zögern, wenn sie Risiken nicht gut einschätzen können. Sie haben dann die Tendenz, Risiken zu vermeiden und sicherere Optionen gegenüber riskanten, aber potenziell lohnenderen Alternativen zu bevorzugen. Akzeptanzmanagement achtet deshalb darauf, dass nicht nur die Chancen (der Nutzen) der Transformation kommuniziert wird, sondern auch die Risiken offen angesprochen und ihre „Eintrittswahrscheinlichkeit“ gemeinsam eingeschätzt wird.
Widerstandsbearbeitung folgt

Als regelmäßige Leser des Lotsenblogs kennen sie bereits das Prinzip Widerstand nützt, denn er zeigt Energie.

Wenn Menschen sich bei einer digitalen Transformation, die professionelles Akzeptanz Management ab Tag 1 betreibt, gegen etwas Sinnvolles oder sogar Notwendiges sträuben, drücken sie damit in aller Regel Bedenken, Befürchtungen oder Ängste aus; die Ursachen dieser Widerstände liegen also im emotionalen Bereich. Wenn Sie das nicht zur Sprache bringen, kommt es zu Blockaden. 

Wer Widerstände nutzt, statt sie zu brechen, mobilisiert viel nützliche Energie.

Widerstand ist eine kraftvolle Reaktion, bei der sich jemand mit dem Thema aktiv
auseinandersetzt und ein „Dagegen“ mobilisiert. Wenn aber jemand Energie mobilisiert, etwas nicht zu tun, ist dies gleichzeitig auch immer eine Chance, diese Energie anders zu nutzen.

Die hohe Kunst der digitalen Transformation liegt nicht darin, den Widerstand zu bekämpfen oder ihn gar brechen zu wollen. Vielmehr wird ein gutes Change Team einen Weg finden, den Widerstand für das gemeinsame Vorhaben zu nutzen: Es nimmt die unterschwellige emotionale Energie, die Menschen zum Widerstand antreibt, ernst und versteht es, diese Energie sinnvoll zu kanalisieren. Dieses Vorgehen sprengt den Rahmen eines Blogbeitrages, ist aber z.B. in meinem Buch „Change Maker“ nachzulesen.

Akzeptanzmanagement sät –  Widerstandsbearbeitung erntet

Wenn sie in ihrem nächsten digitalen Transformationsprojekt bereits ab Tag eins wirksames Akzeptanzmanagement betreiben, schafft das nicht nur Klarheit und Zustimmung, sondern verbessert das „Klima der Veränderung“ erheblich und Probleme können schneller und direkter besprochen werden.
Widerstände sinken auch bei wirksamen Akzeptanzmanagement nicht auf null, sondern sind besser und rascher bearbeitbar. Akzeptanzmanagement schafft die Voraussetzung dafür, dass Widerstand erkannt und die darin enthaltene Energie genutzt werden kann.

Denn es ist normal, wenn sich im Laufe einer Veränderung Reibungen zeigen. Misstrauisch sollten Sie sein, wenn es keine Widerstände gibt. Nicht das Auftreten von Widerständen, sondern deren Ausbleiben gibt Anlass zur Beunruhigung.
Widerstand zeigt, dass ihr Akzeptanzmanagement wirksam ist, und deutlich wurde, dass es um etwas Wesentliches geht, das in der Organisation auf Interesse stößt. Fehlen die Widerstände, dann müsste man schon eher befürchten, dass die beabsichtigte Veränderung unwichtig ist oder von vornherein niemand an deren Realisierung glaubt…

1 Gedanke zu „Akzeptanz kommt vor Widerstand“

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