Gruppen schlagen Wellen

In der letzten Zeit war ich wieder häufiger mit Führungsrunden zusammen, die ich in Ihrer Entwicklung zum Team begleite. Dabei ist immer wieder der Grundsatz zu beobachten:

  • ein homogenes (integriertes) Team kommt schnell zusammen, bewältigt Komplexität aber kaum, während
  • ein heterogenes (differenziertes) Team schwer zusammen kommt, dann aber Komplexität deutlich besser bewältigt.

Seit Kurt Levins Forschung wissen wir, das Gruppen sich nur dann weiter entwickeln, wenn Bewegung in beide Richtungen, d.h. Integration und Differenzierung möglich sind. Nur dann wachsen die Handlungsoptionen und eine produktive Gruppendynamik entsteht.

Also: Nur Gruppen, die ihre Unterschiede nutzen, können auf der Welle surfen. Die Gruppen, die sich in Richtung Homogenität entwickeln, mühen sich, den Kopf über Wasser zu halten.

Wenn sie also das nächste Mal darüber nachdenken mit Ihren Team mal wieder einen Workshop zu machen, dann prüfen sie bitte:

  • Ob das Ziel mehr Gemeinsamkeit und Teamspirit zu entwickeln, die Gruppe nicht eher einschränkt, weil die unterschiedlichen Typen in der Gruppe abweichende Ideen im Dienste des Spirits „herunterschlucken“.
  • Ob der Wunsch mal alle Themen und Konflikte anzusprechen meint, gemeinsam in das Risiko zu gehen, diese auch zu klären.
  • Ob der Plan uns besser kennen zu lernen, damit wir gut zusammen arbeiten nicht nur auf Gemeinsamkeiten abzielt, sondern auch berücksichtigt, das der Umgang mit Spannungen eine gute Zusammenarbeit kennzeichnet.
  • Ob die bekannte Teamuhr mit Ihren vier Phasen Forming, Storming, Norming, Performing nur einen gradlinigen Weg der Teamentwicklung „vorgaukelt“, der in Wirklichkeit mit viel mehr Schleifen und Umwegen zu gehen ist. Es könnte dann schnell Enttäuschung aufkommen, wenn „unsere Gruppe nicht endlich in Phase 4 ankommt“.
  • Wie oft 12 Teammitglieder mit einer 10 Punkte Agenda in 1,5 Tagen eigentlich zu Wort kommen und ob da Raum und Zeit für Unerwartetes und Neues bleibt.

Es lohnt sich, die Homogenität einer Gruppe, die durch blinde Flecke, Formelkompromisse und freundliche Nichtbefassung zusammen gehalten wird, zu irritieren und heraus zu den Wellen zu schwimmen.
Dabei müssen sie wohl kurz von Surfbrett herunter und der Welle entgegen schwimmen, aber dann gibt es die Chance die Welle zu reiten…

…oder Teamwork on the fly, wie es Amy Edmondson nennt

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