11 Prinzipien für wirksame Führung bei Ungewissheit

Sind wir jetzt durch damit und kommen wieder in ruhiges Fahrwasser? Sicher kennen Sie diesen Wunsch angesichts der ganzen Ungewissheit, Dynamik und Anspannung der letzten Jahre auch…
Doch leider wird sich dieser Wunsch wohl nicht erfüllen – im Gegenteil, die unternehmerische See wird rau und das Fahrwasser tückisch bleiben.

Daher müssen Menschen, die in Organisationen Verantwortung tragen, ihr Führungs- und Managementrepertoire verbreitern. Um Ihnen diese Repertoireerweiterung zu erleichtern, starte ich im Lotsenblog meine zweite große Blogserie (an die erste – 10 Irrtümer über Führung – erinnern sich viele bestimmt noch). Freuen Sie sich auf:

11 Prinzipien für wirksame Führung bei Ungewissheit,
die zeigen, wie Sie auf der Welle der Komplexität surfen und durch die Ungewissheit navigieren können, statt ängstlich an Land zu hocken und auf eine Wetterbesserung zu hoffen.

  1. Statt kompliziert zu führen, lieber durch die Komplexität navigieren (Februar 2023)
  2. Statt Methodik einzusetzen, lieber Haltung zeigen (März 2023)
  3. Statt der Psyche, lieber die Struktur in den Fokus nehmen (April 2023)
  4. Statt vollständig und zu spät, lieber rasch und unvollständig kommunizieren (Mai 2023)
  5. Statt Gemeinsamkeiten zu betonen, lieber Unterschiede nutzen (Juni 2023)
  6. Statt die Dinge totzureden, lieber lebendige Ideen visualisieren (August 2023)
  7. Statt die Stelle zu besetzen, lieber die Rolle professionell ausfüllen (September 2023)
  8. Statt exakt zu planen, lieber auf Sicht segeln (Oktober 2023)
  9. Statt Leistung zu beurteilen, lieber Kooperation ermöglichen (November 2023)
  10. Statt Alphatiergehabe und Macht zu benutzen, lieber Einfluss gewinnen (Dezember 2023)
  11. Statt als einsamer Held an der Spitze, lieber im Team führen (Januar 2024)

Schon vor zehn Jahren präsentierte die Initiative „Neue Qualität der Arbeit“, in der sich unter Schirmherrschaft der Bundesregierung Arbeitgeber, Gewerkschaften, Kammern, Sozialversicherungen, Stiftungen und die Bundesanstalt für Arbeit zusammengefunden haben, zur „Führungskultur im Wandel“ folgende Kernthese:
Hierarchisch steuerndem Management wird mehrheitlich eine Absage erteilt und selbst organisierende Netzwerke sind das favorisierte Zukunftsmodell. Dabei geben die 400 Befragten Kooperationsfähigkeit den Vorrang vor traditionellen Wettbewerbsstrategien. 100 % der interviewten Führungskräfte halten die Fähigkeit zur professionellen Gestaltung ergebnisoffener Prozesse für eine Schlüsselkompetenz. Angesichts instabiler Marktdynamik erscheint ein schrittweises und flexibles Vortasten Erfolg versprechender als die Ausrichtung des Handelns an Planungen.

Der leider viel zu früh verstorbene Prof. Peter Kruse prägte für dieses Verhalten den Begriff „Segeln auf Sicht“. Die Metapher macht deutlich, wohin sich unsere Art zu wirtschaften entwickeln wird.

  • Führung muss Haltung zeigen und grundlegende Werte/Prinzipien leben, statt „moderne“ Methoden richtig umzusetzen. Business Reengineering, Shareholder Value oder die Balanced Scorecard passen wunderbar in das Zeitalter 2.0. In einer digitalen 4.0-VUCA-Welt gehen Persönlichkeiten, die Werte verkörpern, Komplexes von Kompliziertem unterscheiden und gerade in stürmischer See Haltung zeigen, in Führung.
  • Es sind Prototypen, die „good enough“ sind und nicht „ausgetestete“ Exzellenzlösungen, die uns zukünftig voranbringen. Strategische Pläne abzustimmen und niederzuschreiben ist nur noch Zeitverschwendung. Leitbilder, Strategien und Umsetzungspläne, bei denen in der Formulierung um jedes Wort gerungen wird, sind immer öfter bereits nach der Drucklegung veraltet. Task Boards, Canvas und Design Thinking sind dagegen sinnvolle Hilfsmittel, um die nächsten Schritte gemeinsam anzugehen.
  • Klug ist, lieber rasch und unvollständig zu handeln statt spät und vollständig. Der Markt wird unübersichtlich, denn die Innovations- und Produktzyklen werden immer schneller – und die Big-Data-Masse ist nicht zu überblicken. Deshalb ist es klug, kurze Strecken mit hoher Intensität zu „sprinten“, statt für lange Reisen eine Menge Gepäck mitzuführen.
  • Es braucht die Lust, sich immer wieder neu zu entscheiden, statt dauerhafte Weichenstellungen zu betonieren. Es gilt mit der Regel „Zeitnah, aber nicht im Affekt“ zu führen. Auch beim Segeln auf Sicht braucht es Entscheidungen, Verbindlichkeit und Verantwortungsübernahme. Besser Sie treffen diese nicht einsam und allein, sondern nach hoher Interaktion im Führungsteam.
  • Unentscheidbare Entscheidungen zu treffen, Uneindeutigkeit aushalten zu können, 2.0-Muster zu brechen, Rolleninhaber*in statt Stellenbesitzer*in zu sein und die Unterschiede in gleichrangigen Teams zu nutzen, darauf kommt es jetzt an.

Sie werden in meiner Serie in elf Blogs die Aufforderung finden, Ihr bisheriges Repertoire zu erweitern und bewährtes Führungswerkzeug zu ergänzen. Denn in einer Welt der Mehrdeutigkeit kann es kein neues, einziges und überragendes Führungsparadigma mehr geben. Über diesen elf Aufforderungen, etwas dazuzulernen, „thront“ ein Prinzip, auf dem das „Segeln auf Sicht“ sich gründet: die Drei-I-Regel

Führung unter Ungewissheit ist
a) inkrementell: weil große Pläne schon veraltet sind, bevor sie erscheinen;
b) interaktiv: weil einsame Helden mit ihrem Latein im VUCA-Wetter am Ende sind;
c) iterativ: weil Komplexität nicht in einem Zug bewältigt werden kann.

Buchcover Segeln auf Sicht Olaf Hinz

Wer die Monate nicht abwarten und / oder das Zusammenspiel der 11 Prinzipien erfahren möchte, ist sicher mit meinem Buch gut aufgehoben …

1 Kommentar zu „11 Prinzipien für wirksame Führung bei Ungewissheit“

  1. Eure Perspektiven auf Führung und Organisation in einer zunehmend unsicheren Welt sind faszinierend und anregend. Es stimmt, dass herkömmliche Projektmanagement-Methoden und -Zertifizierungen, wie diejenigen, die von der GPM und der IPMA angeboten werden, sich anpassen und neu bewerten müssen, um in dieser dynamischen Umgebung relevant zu bleiben. Die Schwerpunkte, die Sie vorschlagen – Flexibilität, Interaktion und inkrementelle Ansätze – sind sowohl zeitgemäß als auch zukunftsorientiert. Sie fangen das Wesen einer neuen Art von Projektmanagement ein, das sich ständig weiterentwickeln und inmitten von Ungewissheit und Dynamik agieren kann. Hätten Sie vielleicht konkrete Beispiele, wie man diese Prinzipien in der Praxis umsetzen kann? Es wäre interessant zu erfahren, wie Unternehmen auf diese Herausforderungen reagieren und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

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